Unser Waldkindergarten-Hund Heidje
Ronja Killmer und ihre Hündin Heidje sind in unserem Waldkindergarten ein
festes hundgestütztes Pädagogikteam. Viermal in der Woche begleitet Heidje
Ronja bei ihrer Arbeit im Wald. Heidje ist ein Dackel. Sie wurde am 30.09.2020
geboren.
Heidje hat viele Eigenschaften, die ein therapeutisch-pädagogischer
Begleithund haben sollte. Sie ist sehr freundlich, ausgeglichen und hat ein
aufmerksames und verspieltes Wesen.
Heidjes Ausbildung
Im September 2021, da war Heidje fast ein Jahr alt, begannen die beiden die
Ausbildung zum Kita-Hund im Schulungszentrum „Schulungen am Meer“. Etwa
ein halbes Jahr und viele Ausbildungsstunden später stand dann die Prüfung
bevor. Heidje musste einen Verhaltensparcours durchlaufen, in welchem ihre
Stressresistenz, ihre Reaktion gegenüber unterschiedlichen Menschen und
Umwelteinflüssen, der Grundgehorsam und ihre Frustrationstoleranz getestet
wurde, während Ronja eine theoretische Prüfung absolvierte.
Nach erfolgreichem Bestehen wurde aus dem „Waldhund“ im Mai 2022 ein
therapeutisch-pädagogischer Begleithund.
Über Heidje
In Ihrer Freizeit spielt Heidje gerne mit anderen Hunden, vor allem mit ihrem
Dackelfreund Edgar. Sie buddelt und schnüffelt gerne, geht früh schlafen und
steht morgens spät auf. Heidje ist ein gesunder Hund. Sie ist gegen auf
Menschen übertragbare Krankheiten geimpft, und wird regelmäßig auf
Würmer überprüft.
Warum hundgestützte Pädagogik im Waldkindergarten?
Kein Kind sollte Angst vor einem Hund haben müssen. (Haus-)tiere sind fester
Bestandteil unseres alltäglichen Lebens und uns begegnen täglich Hunde,
Katzen oder wilde Tiere. So wie Tiere sich von Natur aus instinktsicher
verhalten, so sollten auch Kinder früh lernen, wie sie Hunden begegnen
können. Heidje ist für die Kinder das Bindeglied zwischen Mensch und Natur.
Oft fällt den Kindern etwas auf, eine Verhaltensweise, die sie sich nicht erklären
können. Warum wälzt sie sich dort auf dem Boden? Warum bleibt sie plötzlich
stehen? Warum steckt sie ihre Nase in jedes Erdloch?
Die Kinder lernen Heidje als ein vollwertiges Gruppenmitglied kennen, als ein
Lebewesen, das eigene Gedanken hat und Entscheidungen fällt. Sie stellen fest,
dass Heidje heute vielleicht keine Lust hat, den Tischspruch zu würfeln und
dass sie nicht mit Leckerli gelockt oder überzeugt wird, etwas Bestimmtes für
uns zu tun.
Die Kinder haben Zeit, sich in ihrem Tempo dem Hund zu nähern, um eventuell
auch Ängste abzubauen, die sie anderenfalls ihr Leben lang begleitet hätten
und auch einschränken können. Kein Kind muss sich dem Hund nähern – die
Entscheidung liegt immer beim Kind!
Heidje unterstützt neue Kinder gerne bei der Eingewöhnung, achtet auf die
Vollständigkeit der Gruppe und unternimmt allerlei Albernheiten.
• Basiskompetenzen können mit hundgestützter Pädagogik verstärkt
werden.
Da die Kinder eine Bindung zu dem Hund aufbauen, wird täglich
Empathie geübt:
– “Guckmal sie lacht.“
– “Das findet sie gut!“
– “Oh, sie hört was.“
– “Sie gähnt; sie ist müde.“
Eine Bindung zum Hund aufzubauen fällt den Kindern leicht, weil Heidje
nicht kritisiert und jedes Kind so nimmt wie es ist.
• Die Kinder lernen durch Heidje artgerecht mit Hunden umzugehen
Auch der richtige Umgang mit fremden Hunden wird erläutert.
– Was mache ich z. B., wenn ich einen fremden Hund sehe?
– Darf ich ihn einfach anfassen?
– Wie frage ich, wenn ich den Hund streicheln möchte?
– Was fressen Hunde?
– Wie teilt sich der Hund mir und anderen mit?
• Heidje dient als sozialer Katalysator
Es gibt immer Dinge, die die Kinder mit einem Hund erlebt haben:
– “Oma hat einen Hund.“
– “Mich hat schon mal ein Hund angesprungen.“
Dadurch kommen wir uns näher und Erlebnisse, Sorgen und Gefühle
werden ausgetauscht.
• Kinder lernen Selbstkontrolle
Kein Hund mag es, wenn Kinder stürmisch auf ihn zu rennen. Der Hund
zieht sich dann zurück.
Sehr beeindruckend ist, dass Kinder sehr viel Rücksicht nehmen, wenn
Heidje dabei ist. Heidje liebt die Kinder bedingungslos und kritisiert nicht,
das geben die Kinder dem Hund zurück, indem Sie auf ihre Bedürfnisse,
z. B. nach Ruhe, eingehen.
• Es wird die Regelakzeptanz trainiert
Das bedeutet z. B., dass Hundeohren geräuschempfindlich sind – das Kind
verhält sich ruhig, wenn Heidje schläft und nimmt Rücksicht. Heidje hat
Ruhezeiten – die müssen eingehalten werden. Die Kinder dürfen Heidje
an der Leine führen oder sich führen lassen, dabei muss die Leine stets
locker sein und es darf kein Ruck oder Zug ausgeübt werden. Heidje darf
gerne gestreichelt werden, aber sanft und nicht im Gesicht. Sie darf nicht
festgehalten werden.
• Emotionale Kompetenzen
Mit einem Kind über Heidje zu sprechen kann dazu führen, dass das Kind
eigenes inneres Erleben auf sie projiziert und sich selbst hilft, indem es
eine Idee entwickelt, wie man dem Hund hilft. Es entstehen so
Handlungskompetenzen.
Heidje gibt den Kindern das Gefühl von Nähe, Trost und Geborgenheit.
Dadurch wird das emotionale Wohlbefinden des Kindes gestärkt. Wenn
ein Kind weint, kommt Heidje instinktiv angelaufen und versucht, durch
Zuwendung das Kind zu trösten.
Heidje spiegelt dem Kind wider, wie es auf andere wirkt – bin ich z. B. laut
und grob, wendet sich der Hund ab.
Durch das Streicheln von Heidje wird das Kind ruhiger. Das Streicheln
sorgt für Entspannung.
• Sprache und Wortschatzerweiterung
Auch zur Wortschatzerweiterung und der genauen Aussprache von
Worten, kommt es in der Auseinandersetzung mit einem Hund:
– Gespräche über den Hund
– Bezeichnung der Körperteile
– Wiedergabe von Erlebtem
Im Bereich der Kommunikation liegen die Schwierigkeiten meistens in
der nonverbalen Kommunikationsfähigkeit, welche oftmals unzureichend
ausgeprägt ist. Hieraus entstehen auch Missverständnisse mit anderen
Kindern. Durch die überwiegend körpersprachliche Kommunikation des
Hundes, lernt das Kind vor allem auf nonverbale Signale zu reagieren.
• Wahrnehmung
– Visuell: das genaue Betrachten von Heidje, wo befindet sich welches
Körperteil, das Beobachten und anschließende Ausmalen eines
Hundebildes nach genauer Optik.
– Olfaktorisch: Verschiedene Hundefuttersorten riechen oder an Heidjes
Pfoten riechen, die duften nämlich nach Popcorn.
– Taktil: Augen verbinden und Körperteile des Hundes ertasten, das Fell
des Hundes anfassen und bürsten und dabei den unterschiedlichen
Druck spüren zwischen Bürsten und Streicheln.
– Auditiv: Tätigkeiten des Hundes hören; z. B. schnüffeln, lecken,
schnuppern.
• Differenziertheit
– Unterschiedliche Bedeutungen der Körpersprache des Hundes lesen
lernen; z. B. unterschiedliches Wedeln mit dem Schwanz: Ist es freudig
oder unsicher?
• Körper und Motorik
Durch die Begegnung und das Streicheln von Heidje stabilisiert sich der
Kreislauf und der Blutdruck senkt sich, Endorphine werden
ausgeschüttet. Der Körper findet sein emotionales Gleichgewicht wieder.
Dadurch werden z. B. auch die Lernbedingungen des Kindes
verbessert. Durch kognitives Lernen kann auch konzentriertes Arbeiten
mit Werkzeug gefördert werden. Die Kinder können einem vorgelesenen
Buch konzentriert zuhören und dessen Inhalt verstehen.
Durch Spaziergänge und Hindernisläufe mit Heidje wird der
Bewegungsapparat trainiert und Muskeln werden aufgebaut.
• Grobmotorik
Heidje als Bewegungs- und Kletterkünstlerin animiert das Kind zum
(Wett-)laufen, Klettern, Spazierengehen und zum Balancieren.
Ein Parcours wird aufgebaut, den zuerst das Kind und dann der Hund
durchläuft. Der Spaß steht dabei immer im Vordergrund.
• Feinmotorik
Der Karabinerhaken wird am Halsband befestigt, das Hundefutter wird
abgefüllt oder versteckt. Die Kinder können den Hund bürsten und
dadurch die Auge-Hand-Koordination fördern. Sie können Heidje
portraitieren und beobachten dabei ihre Bewegungen und studieren ihre
Körperteile.
Am Ende darf jedoch nicht vergessen werden, dass Heidje immer noch ein
Hund ist und keine Wunder vollbringen oder Verhaltensauffälligkeiten „heilen“
kann. Sie ist ein Tier mit Bedürfnissen und daher ist von jeder Seite (Team,
Kinder und Eltern) darauf zu achten, Heidje nicht zu überfordern oder zu
vermenschlichen, zu wildem Spiel aufzufordern oder sie zu bedrängen.
Dann ist die hundgestützte Pädagogik als Ergänzung im Waldkindergarten für
alle Beteiligten ein zusätzlicher Gewinn.
Quellen:
– Ausbildungshandbuch für das pädagogische Begleithunde-Team, Schulungszentrum am Steinhuder Meer für Mensch und Hund, Dr. med. vet. Maria Meyer
– Konzept des Waldkindergarten Heist, Wurzelkinder e.V.